Der Prozess der Selbstempathie
Im Selbstempathie-Prozess geben Sie von einer konkreten Situation oder Handlung aus, die bei Ihnen Gefühle auslöst. In dem Prozess ist es wichtig, dass Sie Ihre Urteile, Beschuldigungen, Vorwürfe gegen sich selbst und/oder andere Personen hören und anerkennen. Es sind Ihre inneren Stimmen, die gehört werden wollen. Weisen Sie keine dieser Stimmen zurück. Jede Stimme ist wertvoll für Sie, um Ihre innere Gedankenwelt zu entdecken. Nehmen Sie sich Zeit für diese wertvollen Botschaften. Diese Botschaften sind nicht unbedingt in einer lebensförderlichen Sprache formuliert. Übersetzen Sie diese (in den vier Schritten) in eine Sprache, die Ihrem Leben dient.
Im Schritt 1 geht es darum, zu beobachten und den Auslöser zu erkennen. Trennen Sie die Beobachtung von der Interpretation. Lassen Sie dann alle Bewertungen los und formulieren Sie den Auslöser in Form einer Beobachtung.
Im Schritt 2 geht es darum, Ihre Gefühle zu spüren und in Ihrem Körper zu erleben. Nehmen Sie all Ihre Gefühle wahr. Sprachlosigkeit, Frustration, Angst, Trauer oder andere Gefühle zeigen Ihnen, dass im Moment ein oder mehrere Bedürfnisse nicht erfüllt sind. In Situationen, die bei Ihnen an eingefahrene Muster rühren, braucht es Mut, die Gefühle vollständig wahrzunehmen. Vielleicht entsteht die Sorge, von Gefühlen überwältigt zu werden. Das kann bedeuten, dass Sie Schutz und Sicherheit brauchen, um sich auf Ihre Gefühle einlassen zu können. Wählen Sie dafür einen geeigneten Ort und Zeitpunkt oder einen vertrauenswerten Coach oder eine vertrauenswerte Person.
Schritt 3: Verbinden Sie Ihre Gefühle mit den dahinter liegenden Bedürfnissen. Wenn Sie Ihre Gefühle mit Ihren Bedürfnissen verbinden, entsteht gewöhnlich eine Art Erleichterung und innere Klarheit.
Schritt 4: Die drei Bitten geben Ihnen die Möglichkeit, in Ihrem inneren Prozess Handlungsspielräume zu erkennen. Das heißt nicht, dass Sie die Bitten tatsächlich äußern werden. Hier können Sie für sich machbare Wege entdecken, die Ihr Leben verschönern.
Handlung im Jetzt: Stellen Sie hier bitte sicher, dass Sie Ihre innere Welt nicht nur mit einem vagen Wunsch verlassen. Übernehmen Sie Verantwortung und finden Sie eine Handlung, die zu Erfüllung Ihrer gegenwärtigen Bedürfnisse beiträgt.
Was diesen Prozess so kraftvoll macht, ist, dass Sie nicht in Gefühlen hängen bleiben oder in Emotionen, Vorwürfen oder Selbstanschuldigungen versinken. Der Prozess der Selbstempathie ist ein Hinabtauchen in tiefe Gefühle, die auch schmerzlich sein können. Dann jedoch gibt es ein Auftauchen in die Welt der Bedürfnisse. Nachdem Sie Klarheit auf der Bedürfnis-Ebene gefunden haben, können Sie mögliche Handlungsschritte erkennen. Sie fragen sich nicht endlos, was richtig oder falsch ist, was anders laufen sollte oder anders hätte laufen sollen. Sondern Sie fokussieren, was jetzt Ihr Leben verschönern könnte.
Beate Brüggemeier: „Wertschätzende Kommunikation im Business “ (Junfermann 2017)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.