Gewaltfreie Kommunikation und Einfache Sprache

Ein Plädoyer von Jutta Büttner

„Wenn ich merke, dass der andere mich nicht versteht, kann ich mich auf sein Niveau einstellen. Überhaupt kein Problem.“

Die Falte zwischen meinen Augenbrauen wird tiefer. Kann das sein? Gerade bin ich in einer Kleingruppe zum Thema Einfache Sprache. Das Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation in der Begleitung von Menschen mit Behinderung hat zum Treffen eingeladen. In den Untergruppen beschäftigen sich interessierte Menschen mit den Themen Einfache Sprache, Gewaltfreie Kommunikation für Menschen mit Schwermehrfachbehinderung und Implementierung der GFK in Schulen/Einrichtungen/Institutionen.

Ich bin begeistert von Einfacher Sprache. Leidenschaftlich gerne würde ich einfacher sprechen können. Weshalb ist das so?

Ist dir aufgefallen, dass du in einer Fremdsprache die eine Trainerin verstehst und die andere Trainerin nicht? Ja, und welche davon war Muttersprachlerin? Richtig, es ist davon abhängig, ob sie Muttersprachlerin ist oder eben nicht. Wenn sie selbst die Sprache als Zweitsprache gelernt hat, dann ist es so viel einfacher. Denn dann spricht sie einfachere Sprache. In der Regel erreichen wir in einer Fremdsprache lediglich Stufe B, während Muttersprachler auf Stufe A sprechen (https://www.europaeischer-referenzrahmen.de/sprachniveau.php). Das führt dazu, dass ich bei Muttersprachlern häufig weniger verstehe. Wohler fühle ich mich natürlich mit einfacher Sprache. Ich freue mich, denn ich kann lernen und mich weiterentwickeln.

Wie steht es nun damit, dass sich eine Trainerin auf mein Niveau einstellen kann, wenn ich sie darauf aufmerksam mache, dass ich nichts verstehe? Meine Frage wird beantwortet in einfacher Sprache. Sobald die eigene Begeisterung für das Thema die Trainerin wieder mitreist, wird die Sprache wieder schwerer. Persönliche Geschichten und Beispiele rauschen an mir vorbei. Und ich gestehe, dann schwindet mein Mut, wieder zu fragen und zu zeigen, dass ich es nicht verstanden habe.

Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt. Klar, haben alle Erwachsenen gerne meine Fragen beantwortet und dann auch einfache Erklärungen gefunden. Ohne Fragen von mir gab es ein Sprachbad mit allem was dazu gehört. Ich habe als Kind nicht verstanden, was eine Steuererklärung ist, weshalb ein Blutverdünner, den Opa nehmen soll, gegen Herzinfarkt hilft. Ich habe es einfach so stehen lassen.

Vielleicht geht es anderen auch so. Das wäre ein Grund, einfach sprechen mehr in den Alltag zu packen und es bewusst zu trainieren.

Meine Falte glättet sich. Ich sitze in der Kleingruppe. 6 Personen diskutieren, tauschen Beispiele aus und Material wird vorgestellt. Das Thema ist angekommen. Vielleicht wird diese Gruppe größer und dadurch Gewaltfreie Kommunikation für noch mehr Menschen interessant.

In der anschließenden Großgruppe stellen alle begeistert fest, genauso wollen wir weiter zusammenarbeiten.

Iulia Gavriliu, Karen Nimrich und ich laden alle herzlich ein: 19. März 2024 ab 19 Uhr.
Du interessierst dich für das Thema Gewaltfreie Kommunikation in der Begleitung von Menschen mit Behinderung? Schreibe eine Mail und sei dabei: info@jutta-buettner.de

Dann bekommst du auch den Link zu unserem Board, auf dem sich alle vorstellen.

Du möchtest wissen, wer hier schreibt. Mehr über mich findest du hier: www.jutta-buettner.de