Eine besondere Perle im Menschbild der Gewaltfreien Kommunikation ist für mich die Gleichwertigkeit aller Menschen. Wir sind alle gleich wertvoll, denn wir handeln alle aus demselben Grund: um Anliegen, Werte und Bedürfnisse zu erfüllen, wie z.B. Sicherheit, Wertschätzung oder Selbstbestimmung.
So kann ich zu dir als Mensch immer JA sagen, auch wenn ich mit deinem Verhalten nicht einverstanden bin. Das verbindet Menschen miteinander. Wenn es gelingt, die Verbindung auf der Ebene der Bedürfnisse und Gefühle leben zu lassen, dann erweitern sich die Potenziale an Menschlichkeit. Von dieser Ebene aus sprechen wir dann ggf. auch über Handlungen. Was würde unsere Bedürfnisse am besten verwirklichen?
Unentbehrlich dafür ist die Bereitschaft, die Verantwortung für sich selbst und für eigene, auch unangenehme Gefühle (wieder) zu übernehmen. Hand in Hand damit geht die Freiheit, selbst darüber zu bestimmen, wie du deine Bedürfnisse erfüllen möchtest.
Das ist in unserem kulturellen System leider in Vergessenheit geraten. Stattdessen haben wir gelernt, andere für unsere Gefühle verantwortlich zu machen und sie dann zu kritisieren, wenn uns etwas nicht gefällt. (…) Übernehme ich die Verantwortung für meine Gefühle, dann werfe ich einen Blick auf die Bedürfnisse, die die Ursache meiner Gefühle sind. Dann können wir in diesem Fall die Urteile in Bedürfnisse übersetzen. (…) Erinnern wir uns wieder daran, welche Möglichkeiten wir als Menschen mitbekommen haben. Holen wir uns zurück, was uns bereits in die Wiege gelegt wurde! Das Potenzial, unser Leben nach unseren Werten zu gestalten – in Verbindung mit anderen Menschen. Frei und verantwortungsvoll aus den unendlichen Möglichkeiten zu schöpfen, die uns zu Füßen liegen
Ingrid Holler: „Recht haben oder glücklich sein“ (Junfermann 2006)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.