Regenstiefel bei Sonnenschein
So leicht es manchmal auch geschieht, dass wir uns selbst oder anderen Vorwürfe machen, sie kritisieren oder uns Schuld zuweisen, so lohnend ist es, sich bewusst zu machen, dass wir mit diesen Werkzeugen nicht die Qualität der Beziehungen leben können, die wir gerne hätten.
Das ist wie mit einem stupfen Messer Brot schneiden. Statt einer glatten Scheibe, wie geschaffen für einen leckeren Belag, zerkrümelt uns das Brot unter den Händen …. So wie uns manchmal Beziehungen unter den Händen zerkrümeln.
Das mit dem Brot passiert uns normalerweise nur einmal, dann nehmen wir eben ein scharfes Messer. Wir gehen auch nicht mit Regenstiefeln spazieren, wenn die Sonne scheint oder putzen im Cocktailkleid die Wohnung. Wir nehmen halt das Passende – keine Frage.
Warum dann nicht auch in der Kommunikation das Passende nehmen? Oder andersherum gefragt: Wozu passen die herkömmlichen Kommunikationsstrategien: Angriff und Verteidigung – auf mehr oder weniger subtile Weise – nach innen oder nach außen?
Sie passen zu einer inneren Haltung, die von Misstrauen geprägt ist: Bin ich so wie ich bin liebenswert? Ist bei mir alles, wie es sein soll? Ich muss auch immer auf der Hut sein, dass mir keiner was wegnimmt. Die wollen doch alle an meinem Kuchen knabbern! Also immer schön aufpassen.
Dazu passt ein Ausspruch des Philosophen Saadi: Es ist keine Kunst die Welt zu erobern – wenn du kannst, erobere ein Herz.
Mit Misstrauen kann man sich durchsetzen, aber mit Misstrauen eine Brücke zu einem anderen Herzen schlagen? Da sieht es eher schlecht aus. Das sollte uns zu denken geben, denn wir Menschen sind nun mal alle mit einem klopfenden Herzen ausgestattet.(….)
Das gibt uns einen Hinweis darauf, wie die passenden „Werkzeuge“ beschaffen sind, mit denen du ehrliche und einfühlsame Beziehungen aufbauen kannst: Als erstes empfehle ich, das Kopfkino abzuschalten, auf dessen Leinwand im Dauerbetrieb der Film „Schubidu – Schuld bist du allein“ läuft. So kommt die Realität wieder vom Kopf auf die Füße. Du stehst wieder auf deinem Boden. Denn Realität kann nur subjektive Realität sein – was dich oder mich persönlich in diesem Augenblick bewegt.
Ingrid Holler: „Recht haben oder glücklich sein“ (Junfermann 2006)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.
#WortederWoche
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