Woher kommt diese (Gewalt in der) Sprache? Der Erklärungsansatz der Gewaltfreien Kommunikation lautet folgendermaßen: Die Menschen reden so, weil sie sich nicht besser ausdrücken können. Sie haben es nicht anders gelernt. Jeder gibt die Sprachmuster weiter, die er oder sie selbst erfahren hat – im festen Glauben, sie seien wirksam und nützlich. Und wirksam sind sie tatsächlich, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad: Sie können beim anderen Angst, Scham oder Schuld hervorrufen, die wiederum bewirken sollen, dass er sich unterwirft und das erwünschte Verhalten an den Tag legt. Solche „Erziehungsmittel“, wie wir sie nennen, finden nicht nur dort Anwendung, wo bewusst erzogen werden soll. Sie sind Teil unserer lebensentfremdeten Alltagssprache und werden ebenso unter Partnern und Kollegen eingesetzt wie zwischen Chefs und ihren Mitarbeitern – und zwar immer dann, wenn ein anderer sich nicht so verhält, wie man es von ihm erhofft hat.
Genau das sind die Momente, in denen Menschen sich ihrer Bedürfnisse – also der Dinge, die sie gerade brauchen – nicht bewusst sind. So gesehen, ist Gewaltsprache eine Art Behelfssprache oder, wie Marshall Rosenberg es nennt, „der tragische Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses“. Jeder Ausdruck von Gewalt wäre demnach ein misslungener Versuch, sich Bedürfnisse zu erfüllen.
Susann Pàsztor & Klaus-Dieter Gens: „Mach doch, was Du willst“ (Junfermann 2005)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.