Recht haben oder glücklich sein – als Marshall Rosenberg diesen Satz aus „Ein Kurs im Wundern“ zitierte, fing ich an, mich zu beobachten und entdeckte, dass es Seltenheitswert bei mir hat, wenn ich Recht behalte und gleichzeitig dabei glücklich bin. Wenn ich z.B. mit meiner Kritik „Recht“ behalte, bin ich vielleicht stolz darauf, mich durchzusetzen – aber glücklich? Und mein Gegenüber? Schaut auch nicht besonders glücklich drein.
Erfreulicherweise brauche ich in der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nicht mehr unbedingt Recht zu behalten, wenn ich gehört oder ernst genommen werden möchte. Ich kann mich für die Dinge einsetzen, die mir am Herzen liegen, ohne andere dafür schwächen zu müssen. Und es ist auch nicht mehr nötig, sich selbst schwach zu machen, damit jemand anders stark sein kann. Darauf zu vertrauen erfordert eine innere Wandlung. Dann jedoch eröffnet die neue innere Haltung einen Weg, den alle Beteiligten gehen können, hin zu einer Lösung, die ebenfalls für alle ein Fortschritt darstellt. Ist das nicht erleichternd?
Ingrid Holler: „Recht haben oder glücklich sein“ (Junfermann 2006)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.