Gefühle wahrnehmen
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Gefühle wahrnehmen

Gefühle wahrnehmen

„Wir können kein Mitgefühl für andere entwickeln, wenn wir jedes Fühlen in uns selbst vernichten. Die Fähigkeit, die eigenen wahren Gefühle anzunehmen, ist wiederum Bedingung dafür, andere dann tatsächlich in unser Herz lassen zu können.“ –Andrew Schmookler

Gefühle sind weder Störfaktor noch Luxus. Gefühle sind ausgesprochen sinnvoll: Sie sind – wie körperliche Schmerzen – ein angeborenes Signalsystem für unser Überleben, denn beide informieren uns darüber, ob wir uns ‚im grünen Bereich‘ bewegen oder etwas dafür tun müssen, dass es uns besser geht.

Der Sinn von Gefühlen ist, auf Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Gefühle sind ein wichtiges Instrument zur Orientierung, denn sie bewegen uns nicht nur innerlich, sondern sorgen dafür, dass wir uns auch äußerlich in Bewegung setzen und uns räumlich sehr differenziert verhalten: Bei Interesse bewegen wir uns auf jemanden oder etwas zu, bei Liebe bleiben wir bei jemanden oder bei etwas, bei Ekel entfernen wir uns oder sorgen dafür, dass sich etwas entfernt, bei Wut soßen wir jemanden weg, etc.

Der unwillkürliche körperliche (speziell der mimische) Ausdruck von Gefühlen beeinflusst und reguliert unsere Beziehungen: Je nachdem, was wir unserer Umwelt emotional signalisieren, wird sie auf uns reagieren. Bei Wut nehmen Menschen Abstand von uns; signalisieren, wir Traurigkeit, reagieren sie mit Trost etc. Wie andere uns behandeln, gestalten wir also mit.

Das innere Erleben von Gefühlen ist orientierungsgebend für uns selbst.

Der Ausdruck von Gefühlen ist beziehungsbeeinflussend. (….)

Werden Gefühle rein vom Verstand her erfasst (z.B.: “Ich muss wohl traurig sein, weil man ja in solch einer Situation traurig ist.“), handelt es sich um gedankliche Schlussfolgerungen, um Kognitionen und nicht um empfundene Gefühle.

Ein Gefühl wahrzunehmen bedeutet, es ganzheitlich körperlich-sinnlich zu spüren: Wo fühle ich was im Körper? Wie fühlt es sich an? Die körperliche Wahrnehmung, das körperliche Erleben ist der Weg, Gefühle zu spüren, die eigene Lebendigkeit zu erleben und in Kontakt zu sich selbst zu kommen.

Die Gefühlswahrnehmung setzt die Wahrnehmung des Körpers voraus.

Fragen Sie sich hin und wieder:

  • Spüre ich meinen Körper?
  • Spüre ich den Kontakt zwischen Körper und Boden oder Stuhl?
  • An welchen Stellen spüre ich meinen Körper? (Wärme, Vibration, Kraft, Anspannung ….)
  • Wie fühlt es sich an? Weich – hart, eng – weit, starr – bewegt, warm – kalt, angespannt – entspannt)

Gerlinde Ruth Fritsch: Praktische Selbst-Empathie (Junfermann 2008)

Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders, für das wir uns herzlich bedanken.

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