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So kommunizieren Sie erfolgreich mit „schwierigen“ Chefs

Ein Beitrag von Conny Zelić

Macht es Ihnen Spaß, zur Arbeit zu gehen? Oder empfinden Sie es eher als eine Bürde, fühlen Sie sich müde und gestresst, manchmal sogar verärgert und frustriert, oder einfach nur unzufrieden? Der Auslöser für solche Gefühle kann in der Interaktion mit den Vorgesetzten liegen, die für gewöhnlich großen Einfluss darauf hat, wie Mitarbeitende ihre Arbeit wahrnehmen. Wenn auch für Sie der tägliche Umgang mit Ihrer Führungskraft zur täglichen Herausforderung geworden ist, dann versuchen Sie es doch mal mit den folgenden drei Schritten.

Erster Schritt: Die Führungskraft verstehen! Es kann hilfreich sein, mögliche Beweggründe für das Verhalten Ihrer Führungskraft zu erkennen und ihre Ziele und die aktuellen Herausforderungen zu verstehen – diese können vielfältig sein:

  • Hören Sie kein positives Feedback? Vielleicht ist die Führungskraft unsicher und möchte sicher gehen, dass Anforderungen auch erfüllt werden können?
  • Hören Sie mehr Anweisungen als Sie brauchen können? Ist die Führungskraft vielleicht besorgt und möchte sicher gehen, dass das Ziel auch erreicht wird?
  • Haben Sie den Wunsch nach Arbeit im Homeoffice geäußert, der nicht die Zustimmung gefunden hat, die Sie sich gewünscht hätten? Vielleicht möchte die Führungskraft sichergehen, dass Überblick und Teamgeist erhalten bleibt?
  • Erfahren Sie nicht die Unterstützung, die sie brauchen? Vielleicht ist die Führungskraft gestresst und überfordert und braucht selbst Unterstützung?
  • Hören Sie die Führungskraft lauter sprechen als Ihnen lieb ist und hören Sie Worte, die bei Ihnen Druck und Stress auslösen? Vielleicht hat die Führungskraft private Probleme, ist genervt und wünscht sich Respekt?

Wenn Sie vermuten, was Ihre Führungskraft antreibt, kann es Ihnen leichter fallen, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen, und Sie können gelassener darauf reagieren.

Sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden, ist eine der wichtigsten Voraussetzung, um geeignete Veränderungen Einzuleiten und gut für sich zu sorgen.

Das führt uns zum dritten Schritt: In einen konstruktiven Dialog treten! Einer Studie zufolge denken die meisten Vorgesetzten, sie hätten ausgezeichnete Führungsqualitäten – die Mitarbeitenden sehen das oft ganz anders. 1) Vorgesetzte sind sich oft gar nicht bewusst, welche Auswirkungen ihr Verhalten auf das Team hat. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie mit Ihrer Führungskraft über Ihre Wahrnehmung sprechen. Der Einstieg in das Gespräch kann gelingen, wenn Sie ehrlich aussprechen, welches Verhalten Sie beobachtet haben, welche Gründe sie dafür vermuten, und wie sich das Verhalten auf Ihr Befinden und Ihre Arbeit auswirkt. Sprechen Sie offen über Ihre Bedürfnisse und formulieren Sie klar, was Sie brauchen in Bezug auf Anweisungen, Feedback und Unterstützung. Bleiben Sie ruhig und sachlich, wie auch immer Ihre Führungskraft reagiert. Versuchen Sie, gemeinsam Lösungen und Verhaltensweisen zu finden, die sowohl Ihre, als auch die Bedürfnisse Ihrer Führungskraft erfüllen. Fragen Sie Ihre Führungskraft auch, wie Sie ihr helfen können, ihre Ziele zu erreichen.

Solche Gespräche können die Basis für wichtige Veränderungen schaffen, sofern dafür Bereitschaft auf beiden Seiten besteht. Es gibt leider immer noch Vorgesetzte, die gewaltvolles Führungsverhalten wie Demütigung, Schikane, Einschüchterung, Beleidigung, Verachtung oder Beschimpfung für angebracht halten oder sogar gezielt einsetzen. Ein solches Verhalten mag auf Dauer niemand! Laut Experten sind gerade in Chefetagen narzisstische und psychopathische Persönlichkeiten mit über 12 Prozent wesentlich häufiger anzutreffen als in der normalen Bevölkerung mit nur einem Prozent. 2) In diesen Fällen kann es hilfreich sein, sich mit anderen in Ihrem Team zusammen zu schließen und Hilfe von Dritten dazu zu holen, z.B. über den nächsten Vorgesetzten, die Personalabteilung, den Betriebsrat, externe Supervisoren oder Mediatoren oder sonstige Vertrauenspersonen.

Wenn sich trotz aller Bemühungen keine Verhaltensänderung abzeichnet und Sie denken, dass Ihre Werte und Bedürfnisse nicht mit denen Ihrer Führungskraft in Einklang zu bringen sind, kann es hilfreich sein zu überlegen, ob dieser Arbeitsplatz langfristig der richtige für Sie ist und daraus die Konsequenzen zu ziehen – auch wenn das eine Versetzung oder einen neuen Job bedeutet.

1) Quelle: Studie “Deutschland führt?!” von Information Factory, stellenanzeigen.de und Personalwirtschaft
2) Quelle: “Snakes in Suits- Understanding and Surviving the Psychopaths in Your Office” (dt. Titel: Menschenschinder oder Manager: Psychopathen bei der Arbeit) von Robert D. Hare, Kanadischer Kriminalpsychologe (2010, 2019)