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Empathie in der Familie

Empathie in der Familie

Eine Mutter zu Ihrer 17-jährigen Tochter: „Komm, sag mir, wie du dich fühlst, irgendetwas ist doch. Ich weiß, wie schwierig es ist, über Probleme zu reden, aber ich werde versuchen zu verstehen.“ Tochter:  „Ach ich weiß nicht, Mami. Du findest es bestimmt nicht gut.“ Mutter: “Nein bestimmt nicht, ich höre dir zu, und mich interessiert es wirklich. Ich habe dich doch lieb. Also, was macht dich so unglücklich?“ Tochter: „Also gut, ich mag die Schule einfach nicht mehr.“ Mutter: „Was? Was heißt das, du magst die Schule nicht mehr? Nach all dem, was wir an Geld in deine Schulausbildung gesteckt haben. Eine gute Ausbildung ist doch das Wichtigste für deine Zukunft. Du hast doch die Fähigkeiten, du müsstest nur mehr lernen. Also erzähl mal weiter.“

Merken Sie in diesem Beispiel die starke Tendenz, dazwischenzufunken, zu belehren und Ratschläge zu erteilen? Das ist trennende Kommunikation. Der Verbindungsfaden reißt, die Tochter schaltet ab. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit eine empathische Verbindung aufzunehmen und Ihre eigenen Absichten zu überprüfen.

Gerade in der Familie und mit Menschen, die einem sehr nahestehen, ist es häufig besonders schwer, empathisch zu hören und nicht die Kritik oder den Angriff hinter einer Aussage zu vermuten. So hörte ich von meinen Kindern in der Anfangsphase Kommentare wie: “Lass uns mal in Ruh‘ mit deinem neuen Psychokram, sprich normal mit uns.“ Aber ich blieb dabei, weil mir klar war, dass Empathie eine Kraftquelle ist. Heute wenden es meine Kinder selbst an.

Wenn ich meinen Mann heute (in einem leicht genervten Ton) frage: „Gehst du schon wieder zum Handball?“, bin ich sehr froh, dass er hinter meiner Aussage meine Bedürfnisse hören kann und etwas antwortet wie: „Bist du frustriert, weil du gerne Nähe und Austausch hättest? Und du würdest gerne den Abend mit mir verbringen?“

Es tut gut, wenn man gehört, ernst genommen und verstanden wird. Es geht dann nicht mehr darum, ob mein Mann zum Handball geht oder nicht, sondern es geschieht Verbindung und gegenseitige Wertschätzung.

Beate Brüggemeier: „Wertschätzende Kommunikation im Business “ (Junfermann 2017)

Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.