Ich wurde vom Fachverband Gewaltfreie Kommunikation gebeten, meine Erfahrungen und Eindrücke mit dem Zertifizierungsprozess zu schildern, weil es einerseits als Feedback für die Trainer im Fachverband gedacht ist, und andererseits auch Transparenz zeigt, für andere, die sich evtl. für diesen Prozess interessieren.

Als erstes war der Prozess für mich sehr übersichtlich und klar, es war einfach und überschaubar für mich, herauszufinden, welche Voraussetzungen für die Zertifizierung benötigt werden.
Die vorgegebene Struktur, die Formulare, Anlagen und Checklisten gaben mir sehr viel Klarheit über den Prozess. Die paar Fragen, die ich noch hatte, wurden rasch und vollständig geklärt, noch dazu von einem Trainerkollegen, den ich persönlich kenne und schätze.
Das stimmte mich sicher und zuversichtlich, weil in diesem Prozess war mir auch Begleitung und Unterstützung wichtig.

Weiters war der Ablauf so gestaltet, dass ich perfekt dort einsteigen konnte, wo ich gerade war, ich hatte bereits viel Vorwissen, genug Trainingstage und eine ganze Menge Praxis, was alles berücksichtigt wurde. Ich freute mich darüber, genau dort abgeholt zu werden, wo ich stand.
Darüber hinaus machten Nicola und ich gemeinsam diesen Schritt zur Zertifizierung, was den finanziellen Aufwand verdoppelte und bei einer CNVC – Zertifizierung für uns sehr schwierig gewesen wäre.

Das Vorbereiten der Unterlagen war zwar ziemlich aufwändig, andererseits klar abschätzbar und umrissen, und es machte mir auch Freude, selbst zu überblicken, wie viel ich bereits gemacht und bewegt hatte.
Eine für mich ganz besondere Arbeit waren die Konfliktdokumentationen. Die zwanzig Fragen brachten mich dazu, mein Konfliktverhalten intensiv und kritisch zu hinterfragen, und die Supervision / Intervision unterstützte mich sehr in meiner Innenschau und meinem Wachstum. Ich bin so begeistert von diesem Prozess, dass ich ihn teilweise auch jetzt noch, nach der Zertifizierung, für das Nachbearbeiten von Konflikten verwende.

Das abschließende Gespräch mit Ingrid Holler war für mich eine echte Bereicherung. Zwar habe ich einige Rückmeldungen bekommen, die Schmerz in mir auslösten, weil mir auffiel, dass ich immer wieder in mein altes Muster falle, Verantwortung für die Gefühle Anderer zu übernehmen – und ich schon so gerne frei davon wäre.
Jedoch wurde dadurch auch sehr viel erfüllt:
Erstens habe ich bemerkt, wie genau Ingrid sich meine Unterlagen durchgesehen hat. Das hat mich sehr gefreut und bewegt, hier ernst genommen zu werden, wichtig zu sein und Wertschätzung zu bekommen.
Gleichzeitig waren die Rückmeldungen für mich wirklich auf einer Ebene, freundschaftlich, kollegial und respektvoll.
Dafür bin ich Ingrid wirklich sehr dankbar, ich hatte zuvor schon etwas „Bammel“, es war ein bisschen wie eine Prüfungssituation, danach war ich begeistert und zufrieden.
Gleichwertigkeit, Akzeptanz und Angenommen sein waren für mich sehr erfüllt.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit nochmals beim ganzen Team bedanken, für das was hier geleistet wurde an Strukturaufbau und für das herzliche Entgegenkommen.

Mit besten Güssen,
Thomas