Meine Erfahrungen mit dem Durchlaufen des Prozesses

der Anerkennung als Trainerin Fachverband Gewaltfreie Kommunikation:

Samstag, den 8.9. um 9.03 Uhr: Ich rufe noch eben meine Mails ab, eine Stunde bevor ich zu einem Familientreffen losziehen möchte. „Hups“ erklingt aus meiner Kehle und ein Zucken geht durch den jetzt aufrecht sitzenden Körper. Ende Juli hatte ich meinen Antrag auf Anerkennung als Trainerin Fachverband Gewaltfreie Kommunikation eingereicht.
Irmgard Macke biete mir für heute 10.00 Uhr einen Telefontermin zur Besprechung meiner Traineranerkennungsunterlagen an. Ich bin überrascht und auch gestresst weil ich erst Ende September damit gerechnet hatte. Ich brauche Vorbereitungs- und Einstimmungszeit.
Im Weiterlesen der Mail – es kommen noch vier (!) Alternativterminangebote – atme ich auf, entspanne mich und bestätige den Termin für Sonntag, den 9.9. um 10 Uhr und
ab geht’s zum Familientreffen.

Nach sechs Jahren bewusstem Ausrichten meines Lebens im Sinne des Ethischen Selbstverständnisses der Gewaltfreien Kommunikation, habe ich mich nach einem Informationsgespräch am 1. März 2012 entschieden diese Anerkennung anzustreben.

Sehr entgegen gekommen ist mir, dass ich mich ab 22. März zu einem zweiwöchigen Hotelaufenthalt am Roten Meer mit täglich 3 Stunden Yoga Unterrichten verpflichtet hatte, wohlwissend, dass sich sonst außer Schnorcheln und Essen an diesem Ort nicht viel Abwechslung bieten würde. Dies schien mir die ideale Zeit um auch die Konflikte zu reflektieren und mein Seminarkonzept aufzuschlüsseln.
Das detaillierte Revue passieren lassen und Nachspüren der Konflikte hat mir einerseits mein Konfliktverhalten bewusst gemacht und mir Verhaltensänderungsvarianten verdeutlicht und mich andererseits zeitweise auch ziemlich geschlaucht. Tag für Tag ist diese Arbeit ein bisschen weiter gereift.
Beim Erstellen des Ablaufplanes meines dreitägigen Einführungsseminars habe ich mein Konzept unter den Gesichtspunkten der Didaktik, der wichtigsten Prozesse der GFK und der Schlüsselunterscheidungen noch mal durchforstet. Wie erleichtert war ich als mir Andi Schmidbauer hier spontan per Mail noch zu Klarheit bzgl. meiner Fragen verholfen hat.

Mit neuen Erfahrungen bzgl. Yoga Unterrichten, genährt von Sonne, Meer und Unterwasser-welt und mit dem Hauptteil der schriftlichen Anerkennungsarbeit im Gepäck ging es wieder zurück in die Heimat.

In einem Intervisionstreffen zu dritt in München, in bewusst angenehmer Atmosphäre, haben wir uns für jeden Konfliktfall eine Stunde Zeit genommen. Ich bin sehr, sehr dankbar für das konzentrierte Arbeiten, die Rückmeldungen, für diese Unterstützung und Bestätigung auf meinem Weg.

Beim Zusammentragen meiner Stundennachweise an teilgenommen Trainings (überwiegend bei Ingrid Holler, Andi Schmidbauer und M.B. Rosenberg), an ab 2006 eigenverantwortlich geleiteten Trainings und Übungsgruppen, an Supervisionen und Intervisionen hat mich dann doch die Listenlänge beeindruckt und mich darin bestärkt, dass die Traineranerkennung jetzt für mich stimmig ist.
O.k., meine Literaturliste hätte vielleicht länger sein können, die Trainervielfalt hätte mehr genutzt werden können, die Netzwerkarbeit hätte intensiver sein können,…STOP, STOP. „HÄTTE“ auch so ein schönes Wolfswort, welches mir sagt: richte deinen Fokus auf das was ist und es ist gut so wie es ist.
Es braucht auch keine Rechtfertigung (da war doch noch die Mediatorenanerkennung durch den BM, die Luna Yoga – Ausbildung, berufliche und private Konflikte, die Bergwander-leiterausbildung,….). „Atme und Lächle“ um Thich Nhat Hanh zu zitieren und „present moment, wonderful moment“ und so bin ich erfüllt von Dankbarkeit für alle und alles was diese Entwicklung ermöglicht hat und ich schaue mit Interesse auf die nächsten Entwicklungsschritte im Alltag, in Trainings, in Weiterbildungen, im Netzwerken,…

Sonntag, den 9.9. um 10.00 Uhr: die Morgensonne strahlt in mein Wohnzimmer und
Irmgard Macke holt mich lachend zurück in die Anerkennungsarbeit. In einem einstündigen Austausch mit der zweiten Korrektorin Gabriele Lindemann habe sie ganz viel Übereinstimmung bzgl. meiner eingereichten Unterlagen erfahren und es gibt ganz viel zu Feiern und zu Würdigen und sie beglückwünscht mich zur Trainerin Fachverband Gewaltfreie Kommunikation. …und das zu Beginn des Telefonats. Ich bin verblüfft. Und es wird noch fordernder für mich: Wann habe ich zuletzt mindestens eine halbe Stunde lang am Stück Anerkennung erfahren? Interessiert lausche ich ins Telefon und in mich hinein: angenehme oder unangenehme Gefühle? Es schwankt. Es überwiegen die Gefühle von Freude und Glück, von Frieden und Entspannung. Es erfüllt sich Beachtung, Wertschätzung und Zugehörigkeit.

Nachdem ich meine Bereitschaft erklärt hatte, höre ich Anregungen zum Seminarkonzept um noch deutlicher zu vermitteln: „GFK ist machbar, GFK ist lebbar“ und Anmerkungen zu den drei Konfliktfällen. Darin erfüllt sich für mich Rücksichtnahme und Aufrichtigkeit. Hier staune ich über mich selbst wie offen und dankbar ich für die Kritikpunkte bin und wie mich die Worte inspirieren. Ich bin beeindruckt: so klingt GFK, so fühlt es sich an in GFK über GFK zu reden. Mir ist ganz warm und wohlig und ich bin gerührt: das ist die Welt, in der ich leben möchte, die für mich ideale Entwicklungschancen birgt, zu der ich beitragen möchte.

Ich wünsche mir, dass sich viele Menschen durch die Haltung in der GFK inspirieren lassen, viele TrainerInnen die Anerkennung anstreben, der Fachverband wachsen möge.
All dies sehe ich als einen wertvollen Beitrag zu einem fried- und freudvollen, aufrichtigen und wertschätzenden Miteinander und um unsere Potentiale mehr und mehr zu entfalten.

 

Petra Porath Mediatorin BM®,
Trainerin Fachverband Gewaltfreie Kommunikation
Zirbelkopfstr. 4, 82467 Garmisch-Partenkirchen,
08821/6108680, porath@mediation-gap.de www.mediation-gap.de