WARUM anerkennen?

Mein Wunsch ist es, Teil einer Trainergemeinschaft zu sein, mit der ich zusammen in einen Austausch gehen kann, Unterstützung erfahre und Marshalls Erbe bewusst (er)lebe.

Dass GFK nach sieben Jahren inzwischen zu meinem Leben gehört, ist sowieso klar–dafür brauchte ich keine Zertifizierung. Doch nun war meine Entscheidung gefallen, mich aktiv in eine Trainergemeinschaft einzubringen und gleichzeitig für mehr Transparenz und Klarheit nach außen zu sorgen, indem ich die Anerkennung beim Fachverband begann.

WIE war der Ablauf?

Für mich war die Zusammenstellung der Dokumente als kreativ chaotischer Denker eher mühsam, doch meine Hoffnung auf die Trainergemeinschaft und Klarheit waren glücklicherweise stärker.

Nach ein paar Monaten wurde mir eineBetreuerin und eine angehende Betreuerin der Anerkennungzugeteilt. Dann kam der für mich spannendste Teil – wir gingen in einen Austausch.

Was ich in meinem Kopf und Herzen unter GFK eingespeichert hatte, wurde nun betrachtet und bewertet. Und ich sehe es als mein Glück, dass dafür jemand verantwortlich war, der Marshall viele Jahre persönlich kannte und sogar sein erstes Buch ins Deutsche übersetzte. Was für eine Ehre! Ich durfte mit allen Fragen kommen und hatte den Eindruck, dass ich hier willkommen bin.

Die meiste Zeit verbrachten wir mit den Konfliktdokumentationen, die wir genau anschauten. Natürlich freute ich mich über positives Feedback, doch ich war ganz gespannt auf Feedback zum Dazulernen: Wo hatten sich bei mir Missverständnisse eingeschlichen, wo weiche ich vom „Kurs“ ab, wo bringe ich möglicherweise meinen eigenen Seminarteilnehmern etwas als GFK bei, das nicht so hilfreich ist, wie ich es gerne hätte?

Zum Beispiel ging es um das Nicht-Bedürfnis „Loslassen“, aber auch um weitreichende Muster, wie und wann ich Empathie nutze und wann nicht. So zeigte sich sehr deutlich, dass ich in Konflikten zu Rückzug (mit Selbstempathie) statt zum Austausch mit der betreffenden Person (empathischer Selbstausdruck) neige. Bisher hatte ich gedacht, dass es doch so genügen würde, schließlich gehe ich empathisch mit mir selbst um – oft verpasse ich damit aber eine Chance auf mehr Verbindung und Klarheit. Ermutigt und motiviert, mich mehr zu zeigen, gehe ich dies nun viel bewusster an.

All das und vieles mehr unter die Lupe zu nehmen, machte mich natürlich ab und zu unsicher, aber was überwiegt und vor allem was bleibt, ist die Tatsache, dass ich sehr glücklich bin, erfüllt mit tiefer Freude und Wachstum.

FAZIT

Ich habe den Anerkennungsprozess unterschätzt. Ich habe vor allem mehr Klarheit für mich selbst und Entwicklung erlebt, Austausch, Freude, Anerkennung und Wertschätzung… Der Prozess hat mich genährt; ich greife immer mal wieder auf meine Notizen aus dem Anerkennungsgespräch zurück, sinne dem nach, höre mich Inhalte davon meinen Teilnehmern weitergeben – mit leuchtenden Augen, weil ich es nicht nur irgendwo gelesen habe, sondern in mir erfahren.

MEINE TIPPS für die Anerkennung:

  •  Früh anfangen kann es erleichtern: ganz in Ruhe die Infos zur Zertifizierung auf der Website durchschauen, die Unterlagen Schritt für Schritt zusammenstellen, auch wenn vielleicht noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt sind
  • Die Anerkennung als Weg / Prozess sehen anstatt als Ziel: Es kann viel anstoßen. Wahrscheinlich kommen einem neue Ideen hoch, noch dieses oder jenes Seminar vorher zu erleben oder dieses oder jenes Buch auf sich wirken zu lassen
  • back to the roots: Marshall, Marshall…Für mich bleiben die Werke (Bücher, Hörbücher, DVDs) von Marshall die Grundlage für eine gelingende Anerkennung. Dabei wird die Haltung der GFK für mich spürbar und seine Unterscheidungen (von Gefühlen und Pseudogefühlen, Bedürfnissen und Strategien, Bitten und Nicht-Bitten) sind für mich am stimmigsten.

Ein verbundenes Dankeschön geht an meine Betreuerinnen der Anerkennung, Ingrid Holler und Petra Porath. Ich hoffe, dass noch viele Menschen die Gelegenheit haben werden, mit ihnen und dem Fachverband diesen Weg zu gehen.

Flora Lehmann, Januar 2017