Der Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung lässt sich an konkreten Merkmalen feststellen:
Es gibt für Sie nur eine einzige Möglichkeit, wie der andere Ihr Bedürfnis erfüllen könnte? Das bedeutet wahrscheinlich, dass Ihr Fokus auf einer bestimmten Strategie liegt, nicht jedoch auf Ihren Bedürfnissen und denen Ihres Gegenübers. Das macht Sie unbeweglich, lässt dem anderen keine Wahl – und ist keine Bitte, sondern eine Forderung.
Sie sind der Meinung, Sie hätten einen Anspruch oder ein Anrecht auf das, worum Sie bitten? Bei Gedanken, die Formulierungen wie „sollte“ oder „müsste“ enthalten oder auf der Annahme basieren, dass Ihnen die Erfüllung zusteht, handelt es sich um Forderungen, nicht um Bitten.
Sie sind frustriert, weil Sie ein Nein als Antwort auf Ihre Frage erhalten haben? Auch das kann ein Hinweis darauf sein, dass Sie eine Forderung gestellt haben. Eine bitte ist ein Verhandlungsangebot, kein Ultimatum.
Übrigens: Eine Bitte kann in den Ohren des anderen manchmal wie eine Forderung klingen, wenn Sie das dazugehörige Bedürfnis nicht nennen. Die Bitte: „Ich brauche Klarheit, deshalb möchte ich mich heute um 18 Uhr kurz mit Ihnen zusammensetzen – geht das? Findet mit diesem Zusatz sicherlich eher dessen Zustimmung.
Susann Pásztor, Klaus-Dieter Gens: Mach doch, was Du willst (Junfermann 2005)
Wir veröffentlichen den Auszug aus diesem Buch mit Einverständnis unseres Kooperationspartners Junfermann Verlag. Für uns ist dies Ausdruck eines gelebten Miteinanders für das wir uns herzlich bedanken.