Ein Bericht von Uli Stauch
Mit insgesamt 7 Personen und Hündin Yola (beinahe unser Vereinshund 😊) fand vom 30.9. bis 03.10.2022 das erste Präsenztreffen des neuen Vorstands statt. Von Berlin, Karlsruhe, Moers, Frankfurt und Wiesbaden reisten die Mitglieder des Vorstands und des Unterstützungsteams an. Insgesamt 3.000 km, um den Fachverband Gewaltfreie Kommunikation e.V. voranzutreiben und die Gewaltfreien Kommunikation zu verbreiten.
„Ich fahre am Wochenende nach Netphen.“ als ich einem Bekannten das erzähle, habe ich mit der Frage gerechnet, was ich da machen würde. Aber es kommt eine andere, nämlich „Wo ist das denn?“. „Am Rothaarsteig.“ – Stille – „Im Siegerland.“ – „Sauerland?“ – Stille – „Rechts von Bonn auf der Landkarte.“ „Aha. Und was machst du da?“ Da ist sie endlich, die erwartete Frage.
Gemeinsam erreichen wir mehr
Ich überlege kurz, bevor ich antworte. Ja, was mache ich da und worum geht es mir? Es geht mir um Mitarbeit, um Gestalten, Unterstützen und wirksam sein. So wie es in der Satzung des Fachverbands steht, möchte ich zur Förderung und Verbreitung der GFK und des gewaltfreien zwischenmenschlichen Umgangs beitragen. Das tue ich in meinem Alltag, in dem ich Menschen auf Basis der GFK coache und GFK-Seminare gebe. Doch wie sieht es mit dem Großen und Ganzen aus? Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist es wichtig, ein gesundes und wohlwollendes Miteinander zu fördern. Das kann ich im 1:1 mit meinen Klienten, das kann ich auch in meinen Workshops tun. Um zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen, reicht mir persönlich das noch nicht aus. Denn wie sichtbar und wirksam bin ich alleine in die Gesellschaft hinein?
Quo vadis, Fachverband?
Diese Frage stand als Hauptüberschrift über dem herbstlichen Treffen. Da sich die Konstellation durch die Vorstandswahl im Juni 2022 verändert hat, überlegen wir gemeinsam, wohin wir uns in den anstehenden drei Jahren entwickeln wollen.
Der Fachverband hat es sich seit Anbeginn zur Aufgabe gemacht, zur Transformation in der Gesellschaft beizutragen. Das Verfahren zur Qualitätssicherung von TrainerInnen ist ein Baustein dafür. Weitere Bausteine sind Informationsweitergabe und Öffentlichkeitsarbeit. Wozu? Um in der Gesellschaft Toleranz und Verständigung zwischen Menschen aller Kulturen und Religionen, parteipolitisch und weltanschaulich unabhängig, zu fördern. Das klingt auf dem Papier gut. Wie setzen wir das in die Tat um? Darum ging es an dem herbstlichen Wochenende in Netphen.
In unterschiedlichen Kreativ-Prozessen haben wir uns Gedanken darüber gemacht, was die Grundlage unserer Arbeit in der aktuellen Periode sein soll. Vier Bereiche haben sich herauskristallisiert, die wir mit Leben füllen wollen: Der Fachverband will sich positionieren, um klar zu zeigen, wofür er steht. Er will in die Gesellschaft hinein informieren, welche Ziele und Strategien er verfolgt und auf so vielen Kanälen wie möglich über Gewaltfreie Kommunikation aufklären. Darüber hinaus will der Fachverband die Gesellschaft mitgestalten und weitere Beiträge zur gesellschaftlichen Transformation beitragen. Dabei sollen neue Ebenen zur Verbreitung der GFK erschlossen werden. Der vierte Bereich betrifft die Mitglieder des Fachverbands. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Mitglieder und TrainerInnen zu unterstützen, damit auch sie wirksam sind und zur Verbreitung der GFK beitragen.
Konkrete Ideen zur Umsetzung
Wir sind bei allen unseren Überlegungen nicht in der Theorie geblieben. Wir haben konkrete Aufgaben-Pakete geschnürt. Denn nur wenn es uns gelingt, die vier definierten Bereiche lebendig werden zu lassen, können wir unsere Ziele erreichen. Wir haben insgesamt viele Ideen gesammelt und durch Konsensierung die Priorität für die Umsetzung festgelegt. In unseren monatlichen Videokonferenzen werden wir prüfen, wie wir vorankommen, noch offene Fragen klären und weitere notwendige Entscheidungen treffen. Wir werden uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam reflektieren. Auch unsere Mitglieder werden wir immer wieder mit einbeziehen.
Was hat es mir persönlich gebracht?
Wenn ich meinen Bekannten wieder sehe, wird er mich fragen, wie es war. „Schön war es, eine gute Mischung von miteinander arbeiten, Ideen entwickeln, Gemeinschaft haben, lachen und Luftveränderung“, werde ich antworten. „Hat es sich gelohnt?“ Ja, das hat es! Ich habe ein Wochenende voll Wertschätzung und Wohlwollen erlebt, Achtsamkeit und Ringen um Verstehen und Verstanden werden. Bei den Präsenztreffen des Vorstands ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Sie spiegeln das wahre Leben wider. Und gleichzeitig habe ich (mal wieder) einen geschützten Rahmen erfahren, in dem ich persönlich wachsen konnte. Und ich habe ein „neues“ Stück Deutschland gesehen, das ich ohne das Treffen ganz sicher nicht gesehen hätte.